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Medienbildung am MöGy – Unterricht mal anders

Der Saal der Stadthalle ist nicht vollständig abgedunkelt, junge Schülerinnen und Schüler melden sich, Erwachsene stehen zwischen den Sitzreihen und unterhalten sich mit dem jungen Publikum – Das ist doch kein Theaterstück! Doch, und zwar ein interaktives der Theatergruppe Q-rage (sprich: Courage). Mit ihrem Bühnenwerk „Total vernetzt – und alles klar!?“ begeisterten die Schauspieler Sandra Hehrlein und Jörg Pollinger Sechstklässler des Mörike-Gymnasiums.

Der Theaterbesuch ist Teil eines breit angelegten Mediencurriculums. Im Zuge der immer früher einsetzenden Mediennutzung hat sich das Mörike-Gymnasium zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schüler möglichst frühzeitig und – der Profilierung als Kulturschule entsprechend – auf unterschiedlichen Wegen zu einem reflektierten Umgang mit Medien zu erziehen.

Die von den Schauspielern dargestellten Teenager Henrik und Lisa Herrmann sind täglich von zahlreichen Medien umgeben: Während Henrik in seinem Zimmer über mehrere Stunden seinen Laptop nutzt, um sich Videos bei Youtube anzusehen und zu zocken, chattet und surft Lisa gerne im Internet und verwendet ihren Computer für Schularbeiten. Gleichzeitig haben beide ihr Handy immer griffbereit, um nichts zu verpassen, wenn beispielsweise ein neues Bild oder Video ins Netz gestellt wird.
„Jungs können manchmal so bescheuert sein!“, äußert sich Lisa empört, als Henrik ihr ein Bild von sich auf Facebook zeigt, auf dem er betrunken am Boden liegt. Im nächsten Moment ist Lisa jedoch selbst bereit, ein Video von sich aufnehmen zu lassen. Ihr Bruder Henrik verspricht, es zu löschen, unterlässt es jedoch mit dem Hintergedanken: „Wer weiß, wofür ich es noch brauchen kann.“

Völlig unerwartet erhellt sich daraufhin der Saal, die Schauspieler treten aus ihren Rollen und bitten die Schülerinnen und Schüler um eine Bewertung dieser Situation: „Wer ist der Meinung, dass sich Henrik richtig verhält, wer nicht?“ Gemeinsam wird zunächst rege diskutiert, anschließend ein Polizist zu dieser Situation befragt. In voller Montur tritt Herr Liebrecht vom Landeskriminalamt vor das junge Publikum und erklärt den Schülerinnen und Schülern, welche Gesetze es zur Wahrung der Intimsphäre gibt, und vor allem welche Straftaten bei Missachtung begangen werden. Hochkonzentriert lauschen die Schülerinnen und Schüler seinen anschaulichen Beispielen und stellen im Anschluss anhand einer Quizfrage mit vier verschiedenen Antwortmöglichkeiten ihren Erkenntnisgewinn unter Beweis.

Doch nicht nur die Veröffentlichung und Weiterleitung von Bildern und Videos ist Thema des Theaterstücks. Darüber hinaus erleben die Zuschauer Episoden, die vom Lästern in Chats, von AGBs und Downloads handeln. Besonders in Bezug auf letztgenannten Punkt werden die Schülerinnen und Schüler auf versteckte Kostenfallen aufmerksam gemacht. Liebrecht räumt ein, dass jedem einmal eine „Dummheit“ passieren kann, rät jedoch gleichzeitig dazu, möglichst zeitnah Eltern, Lehrer oder auch Sozialarbeiter an der Schule zu informieren und um Hilfe zu bitten.
Als Lisa schließlich eine solche Dummheit begeht und sich mit einem Unbekannten aus dem Internet verabredet, der ihr pausenlos Komplimente macht, kommt Fußballprofi Bastian Schweinsteiger über eine Videoeinspielung zu Wort und warnt: „Ihr habt keine Ahnung, wer wirklich dahinter steckt.“

Das interaktive Theaterstück ist ein Beweis dafür, dass Theater gleichsam unterhaltend und lehrreich sein kann. Ohne erhobenen Zeigefinger wird in verschiedenen Spielszenen und einem abwechslungsreichen Gesamtkonzept auf Gefahren im Zusammenhang mit modernen Medien hingewiesen und ein bewusster Umgang mit ihnen ans Herz gelegt.