Schülerinnen und Schüler erinnern an den Anschlag in Hanau
Am 19.02.2020 wurden in Hanau acht Männer und eine Frau ermordet. Der Täter sprach ihnen ab, deutsch zu sein, und ermordete sie aus genau diesem Grund. Unter dem Hashtag #saytheirnames wird in Sozialen Medien seitdem dazu aufgerufen, aktiv an die Opfer zu erinnern und sie und den Anschlag auf diese Weise im kollektiven Gedächtnis zu verankern.
Für dieses Erinnern wählten neun Schülerinnen und Schüler des MöGys eine besondere Ausdrucksform: Im Rahmen des Musik-Wettbewerbs „Ohren auf für Hanau“ nahmen sie sich der Aufgabe an, das Gedenken an den Anschlag von Hanau auf musikalischem Wege zu gestalten. Heraus sprang ein musikalischer Beitrag, der beim Weihnachtskonzert des MöGys zum ersten Mal vor Publikum aufgeführt wurde.
Die neun Schülerinnen und Schüler stellten sich jeweils als eines der neun Opfer des Anschlags vor: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Als Bläserensemble begannen sie anschließend, die deutsche Nationalhymne zu spielen. Beim zweiten Durchlauf der Hymne verließen sie nach und nach die Bühne, und noch bevor die Hymne ein zweites Mal zu Ende gespielt werden konnte, verstummte die Musik und auch die letzte Person ging von der Bühne. Zurück blieben Leere und Stille, begleitet von einer Anzeige im Hintergrund, die seit Beginn des Musikvortrages die Sekunden gezählt hatte. Es dauerte eine lange „Schweigeminute“, ehe die Anzeige bei der Zahl 192 ankam. Diese verwandelte sich in das Datum 19.2. und erinnerte so an den Tag des Anschlags. Auf das Datum folgten die Anzeige des Anschlagsort „Hanau“ sowie des bereits erwähnten Hashtags #saytheirnames, begleitet von stilisierten Bildern der neun Anschlagsopfer.
Dass diese Performance nicht nur die Schulgemeinschaft in der Oberhofenkirche bewegte, sondern auch die Jury des Musik-Wettbewerbs überzeugt hatte, durfte Schulleiterin Maria Rauhut im Anschluss verkünden. Bei dem deutschlandweit ausgeschriebenen Wettbewerb des Bundesverbands Musikunterricht und der Initiative Kulturelle Integration wusste der Beitrag des MöGys so sehr zu überzeugen, dass die Schülerinnen und Schüler für den Februar gemeinsam mit ihrem Lehrer Cornel Eckert, der die Teilnahme am Wettbewerb initiiert hatte, nach Berlin eingeladen worden sind. Dort werden sie Rahmen eines Begegnungskonzertes ihren Beitrag noch einmal aufführen.
Text: Cornel Eckert
Bild: Schule
Veröffentlicht: 23.12.2024