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  • Daniela Krause, die u.a. an der Universität Bielefeld tätig ist, diskutiert mit dem Publikum des Mörike-Gymnasiums die Verbreitung menschenfeindlicher Einstellungen in der deutschen Bevölkerung.

Querdenken ermöglychen: Wie menschenfeindlich ist die „Mitte“?

Wann immer es um gesellschaftliche Minderheiten geht, hört man recht schnell verallgemeinernde Phrasen wie „Die sind doch alle gleich“. Wer genau hinhört, bemerkt, dass sich hinter diesem Satz häufig auch ein „… und nicht so toll wie wir“ verbirgt. Dieses Beispiel zeigt, dass Stereotypen und Vorurteile häufig nicht nur genutzt werden, um eigene Erfahrungen zu verallgemeinern, sondern auch um die eigene soziale Identität zu bestärken und den eigenen Stellenwert zu erhöhen. Problematisch werden solche Vorurteile aber besonders dann, wenn sie zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt gegenüber anderen führen.

Doch wie verbreitet sind solche menschenfeindliche Äußerungen in der deutschen Gesellschaft?
Nahmen diese mit der Aufnahme der hohen Zahl an Flüchtlingen in den vergangenen Jahren zu?

Zu diesem Phänomen der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“, dem Sammelbegriff für Einstellungen und Verhaltensweisen, die sich im Alltag in der Abwertung anderer sozialer Gruppen wiederspiegeln, sprach Diplom-Soziologin Daniela Krause im Rahmen der Vortragsreihe Querdenken ermöglychen am Mörike-Gymnasium in Göppingen und zeichnete hierbei ein gemischtes Bild der deutschen Gesellschaft. Inhaltlich bezog sie sich auf die Ergebnisse der „Mitte“-Studie, die erst Ende April 2019 veröffentlicht worden war und ein großes mediales Echo hervorrief.

Einerseits lobte die Forscherin die Stärke des demokratischen und zivilgesellschaftlichen Fundaments in der deutschen Gesellschaft, wonach 96% eine pluralistische Demokratie befürworten und 65% der Deutschen finden, dass die Demokratie hierzulande „im Großen und Ganzen“ ganz ordentlich funktioniere. Ebenso lehnen 87% klar ab, dass Geflüchtete die eigene Lebensweise bedrohten und weitere 86% stimmen zu, dass aus einer Diktatur Geflüchtete Asyl erhalten sollten. Zeitgleich ging die Zustimmung gegenüber fremdenfeindlichen Äußerungen seit 2006 von 41 auf 19 Prozent (2018) zurück.

Dennoch zeige die Studie laut der Referentin auch einige ernstzunehmende und alarmierende Tendenzen, da sich menschenfeindliche Einstellungen mittlerweile in allen gesellschaftlichen Milieus finden ließen und sich diese dort über die Jahre auch weiter verfestigt hätten. Der Befragung zufolge hegen beispielsweise über die Hälfte der Bundesbürger (52,9%) abwertende Gedanken gegenüber Asylbewerbern. Zudem stimmen 44% der Bundesbürger der These zu, dass die meisten Asylbewerber in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt würden, und weitere 35% haben das Gefühl, dass sich der deutsche Staat mehr um die Geflüchteten als um die Deutschen kümmere. Klar rassistische Denkmuster zeigten sich bei 7,7% der Befragten. Insgesamt ergab die Studie auch, dass diese abwertenden Einstellungen eng miteinander verknüpft seien: „Wer sich stark abfällig gegenüber einer sozialen Gruppe äußert, hat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch Vorurteile gegenüber einer anderen Gruppe“, so die Diplom-Soziologin.

Das anwesende Publikum, welches sich aus zahlreichen Schülerinnen und -schülern des Mörike-Gymnasiums sowie interessierten Göppinger Bürgern zusammensetzte, diskutierte die Ergebnisse der Studie im Anschluss mit hohem Interesse. Im Mittelpunkt standen hier neben der statistischen Methodik und einzelnen, widersprüchlichen Tendenzen auch die Frage nach den richtigen Schlüssen, die aus der Studie zu ziehen sind.