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Landtagspräsidentin Muhterem Aras zu Besuch am MöGy

Am Donnerstag, den 13. Juni 2024, empfing das Mörike-Gymnasium die Landtagspräsidentin Muhterem Aras.

Im Rahmen der Veranstaltung „Der Landtag zu Besuch an Schulen“ besucht Frau Aras 25 bis 30 Schulen pro Jahr in ganz Baden-Württemberg. So nun auch das Mörike-Gymnasium. Die Veranstaltung fand in einer gut gefüllten Turnhalle statt, denn alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 sowie ein gutes Dutzend Lehrkräfte waren anwesend. 

„Schulbesuche finde ich fast am spannendsten und vor allem bin ich danach immer platt. Ihr hakt teilweise stärker nach als manche Journalisten“, richtete sich Frau Aras an die Schülerinnen und Schüler. Nach diesem Besuch und einer langen, sehr interessanten Diskussion war aber nicht nur Frau Aras platt, sondern so waren es auch die Zuhörer. 

Frau Aras begann mit einer knappen Vorstellung ihrer Person: Sie ist 58 Jahre alt und stammt gebürtig aus der Türkei. Mit 12 Jahren kam sie nach Deutschland, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Sie besuchte zunächst die Hauptschule, wo ihr eine gute Aufnahme durch offene Mitschüler und eine tolle Lehrerin ermöglicht wurde. Anschließend machte sie ihr Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium, studierte Wirtschaftspolitik, wurde zunächst Gemeinderätin und sitzt nun seit 2011 im Landtag. 2016 wurde sie das erste Mal zur Landtagspräsidentin gewählt, nun ist sie bereits in der zweiten Legislaturperiode.

Auf die Frage, woher Ihr Interesse für Politik stamme, antwortete sie wie folgt: Sie sei das dritte von fünf Kindern und hätte sich alles erkämpfen müssen. Daher komme wohl ihr Kämpferinstinkt. Daraufhin wurde sie emotional: Sie gehöre den Kurden an und musste das in der Türkei immer verstecken. Die Kurden, ein staatenloses muslimisches Volk, werden nämlich seit Generationen in der Türkei unterdrückt. Als sie dann allerdings nach Deutschland kam, war das für Sie ein „Aha-Effekt“: Sie stellte fest, dass es kein Verbrechen ist, Kurdin zu sein. Sie beschrieb dies als „das tollste Gefühl der Welt“. Ihre mitreißende Geschichte endete sie mit der These: „Und deshalb liebe ich Deutschland“.

Frau Aras Vortrag umfasste neben den persönlichen Ausführungen auch ihre Aufgaben als Landtagspräsidentin. Als solche übernimmt sie die Sitzungsleitung und ist Chefin der Landtagsverwaltung. Als Landtagspräsidentin vertritt sie alle derzeit 154 Landtagsabgeordneten aller 5 Fraktionen (Grüne, CDU, FDP, SPD und AfD). Innerhalb des Amtes ist sie parteiunabhängig und übernimmt sozusagen die Rolle des Schiedsrichters bei Debatten. Besonders schockiert waren die Schülerinnen und Schüler als Frau Aras über den rauen Umgangston während der Debatten sprach. Man dürfe reinrufen und andere unterbrechen – für uns Schülerinnen und Schüler, die nur die gemäßigte Klassenzimmeratmosphäre kennen, unvorstellbar. Frau Aras betonte aber auch: Es dürfen keine Beleidigungen fallen und alle Beiträge müssen inhaltlich und demokratisch sein. Darin sieht sie die große Stärke Deutschlands: „Unser Rechtsstaat ist ein Privileg.“ Dies verdeutlichte Frau Aras mehrfach. Rechtsstaat bedeute nämlich auch Meinungsfreiheit. Trotzdem dürfe man dabei nicht den respektvollen Umgang miteinander vergessen.

Schnell ging Frau Aras zu einer Fragerunde über, denn Sie wolle diejenigen Themen besprechen, die die Schüler auch beschäftigen. Frau Aras beantwortete alle Fragen: Angefangen bei der Frage, wie sie angereist sei, über Themen wie Bildung, Klimapolitik, Europawahl, Rechtspopulismus, Wirtschaft und den Israel-Palästina-Konflikt bis hin zur heißen Debatte über Migration.

Frau Aras überzeugte die Zuhörenden durch ihre unverblümte Ehrlichkeit, auch bei schwierigen Fragen. Sie blicke dennoch optimistisch in die Zukunft. So schloss sie ihre Rede mit den Worten: „Wir müssen zu schätzen wissen, was wir alles haben! Darauf können wir aber auch ruhig mal stolz sein und uns freuen.“


Veröffentlicht: 17.06.2024
Text: Julika Albrecht (KS1) / Fabian Leutfeld
Foto: Marius Pfleghar 

Die Landtagspräsidentin im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern