China-Austausch: Eine Erfahrung fürs Leben
20 Schülerinnen und Schüler und drei Lehrkräfte des Mörike-Gymnasiums nahmen vor kurzem an einem Schüleraustausch mit einer chinesischen Schule teil und konnten vor Ort vielfältige Eindrücke sammeln. Unsere Schülerin Lilly Allmendinger hat dazu einen spannenden Bericht geschrieben.
„Ich bin mit der Einstellung hingegangen, dass ich nach der Reise vieles anders sehe“, sagt eine Schülerin über den China-Austausch des Mörike-Gymnasiums. Nachdem 20 Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 bis 12 in Begleitung der Lehrkräfte Sabrina Klamt, Fabian Leutfeld und Direktorin Maria Rauhut Ende Oktober nach China aufbrachen, erzählen zwei Schülerinnen, ein Schüler und die Lehrkräfte von ihrer Reise. Für den Austausch beworben hätten sich mehr als doppelt so viele Schülerinnen und Schüler, so Fabian Leutfeld. Durch ein Auswahlverfahren fand sich dann die finale Gruppe. Die Schülerinnen und Schüler mussten ein Motivationsschreiben verfassen und Gründe nennen, warum sie an dem Austausch teilnehmen wollen. „Interesse an dieser anderen, neuen Welt“ wäre im Vordergrund gestanden, sagt eine der beiden Schülerinnen. Weitere Auswahlkriterien seien beispielsweise Engagement und Feedback der Lehrkräfte gewesen. „Wir hatten am Ende wirklich eine fantastische Gruppe dabei“, lobt Begleitlehrer Fabian Leutfeld.
Eine Woche vor den Herbstferien stiegen die Schülerinnen und Schüler dann am Frankfurter Flughafen ins Flugzeug und in Shanghai wieder aus. Insgesamt dauerte der Austausch zwei Wochen, vom 23. Oktober bis zum 6. November, wobei sich die erste Woche als geführte Rundreise gestaltete. Zuerst verbrachte die Reisegruppe zwei Tage in Shanghai. Den Schülerinnen und Schülern boten sich Sehenswürdigkeiten wie die Nanjing-Road, eine der größten Einkaufsstraßen der Welt, oder das Shanghai Museum, eines der weltweit meistbesuchten Kunstmuseen.
Dann ging es weiter nach Hangzhou. Dort besuchte die Gruppe unter anderem eine Teeplantage, denn in der Stadt wächst angeblich der beste grüne Tee Chinas. Am nächsten Tag fanden sich die Schülerinnen und Schüler auf einer Fahrt durch die Kanäle von Suzhou, das „Venedig des Ostens“, wieder. Hier ist den Jugendlichen vor allem „eine sehr sichtbare Grenze zwischen Arm und Reich“ im Gedächtnis geblieben. Sie beschreiben Menschen, die ohne fließendes Wasser in ärmlichen Verhältnissen leben, während andere direkt gegenüber auf einer großen Shoppingstraße einkaufen gehen. Am selben Abend ging es mit dem Nachtzug Richtung Peking. Dort wanderte die Gruppe unter anderem durch die Tempel der Verbotenen Stadt, über die Chinesische Mauer und besuchte ein Restaurant, um die berühmte Peking-Ente zu probieren. Die Hauptstadt zeichnete das Ende der ersten Woche in China und für das Mörike-Gymnasium ging es weiter nach Tianjin, wo die Schülerinnen und Schüler der High-School Nr. 42 bereits auf ihre deutsche Austausch-Schule warteten.
In Tianjin lebten die Schülerinnen und Schüler bei ihren chinesischen Gastfamilien. „Man lernt die Kultur ganz anders kennen, wenn man auch dort lebt“, sagt ein Schüler, „Vieles bekommt man auf der Rundreise nicht mit“. Die Gruppe stellte beispielsweise fest, dass sich die Schule in China sehr von Deutschland unterscheidet. An der High-School Nr. 42 beginne der Unterricht um 7.50 Uhr, Schulschluss sei um 18.30 Uhr. „Ich werde mich nie wieder über einen langen Schultag in Deutschland beschweren“, sagt eine Schülerin. Nach dem Unterricht würden jeden Tag noch Stunden an Hausaufgaben anstehen, sodass für Hobbys keine Zeit bleibe. Auch ihre Mitschülerin erzählt, ihre Austauschschülerin würde sogar am Wochenende für einige Stunden in die Schule gehen und in den Ferien Nachhilfekurse belegen.
Außerdem sei der chinesische Unterricht „sehr lehrerzentriert“. Die Lehrerinnen und Lehrer würden den Stoff vor Klassen aus 30 bis 50 Kindern vortragen. Wenn ein Schüler aufgerufen wird, müsse er aufstehen und seine Antwort vorlesen, aber ein richtiges Lehrer-Schüler-Gespräch käme nicht zustande. Die Lehrerinnen und Lehrer seien strenger, als es in Deutschland üblich ist. Ein Schüler erinnert sich, wie ein Junge eine Schulstunde lang in der Ecke des Klassenzimmers stehen musste, weil er seine Hausaufgaben vergessen hatte.
Auch wenn im chinesischen Schulsystem „viel Drill“ und „wenig eigene Meinung“ herrsche, gebe es auch viel Positives, ordnet Direktorin Maria Rauhut die Eindrücke ein. Sie habe Respekt vor den Lehrkräften dort. Im Unterricht herrsche Ruhe und die Kinder hörten zu. In Deutschland würden die Schülerinnen und Schüler sich teilweise nicht einmal gegenseitig zuhören. „Man bekommt den Eindruck, dass Bildung in China einen hohen Stellenwert hat, was in Europa nicht immer so scheint“, so die Direktorin des Mörike-Gymnasiums.
„China ist kein Austauschziel, das einem direkt einfällt“, sagt sie. Denn unter anderem die chinesische Politik stehe in Europa sehr in Kritik. "Aber man bekommt die Chance, in ein Land zu gehen, wo man normalerweise nicht so einfach hinkommt.“ Auch die Jugendlichen haben ein Fazit aus der Reise gezogen. „Es ist eine Erfahrung fürs Leben. Man lernt zu schätzen, was man hier hat“, bestätigt ein Schüler und bezieht sich auf die eingeschränkte Meinungsfreiheit und Überwachung in der Volksrepublik. Seine Mitschülerin fasst die China-Reise als „ein Privileg“ zusammen.
Ein herzliches Dankeschön gilt unseren Lehrkräften Sabrina Klamt und Fabian Leutfeld für die Organisation dieser Reise und an Lilly Allmendinger für diesen tollen Bericht.
Text: Lilly Allmendinger
Bilder: Schule
Veröffentlicht: 13.12.2024