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China-Aufenthalt 2018

Tag 1 und 2 (26.+27.10.2018):
Nach einer abenteuerlichen Anreise per Zug und Flug landen wir im ,,Paris des Ostens’’: Shanghai. Allein die Reise vom Flughafen Pudong zur Innenstadt dauert eine Stunde. Die schier endlosen Hochhaussiedlungen reihen sich an zehnspurige Highways wie Perlen an einer Kette und bestimmen unsere ersten Eindrücke.
Der ,,goldene Wohlstand’’ in Form des pagodenförmigen Jin Mao ist unser erstes Ziel: 88 Stockwerke und 421 Meter hoch. Ein strahlend blauer Herbsttag lässt uns die Weite Shanghais erahnen: 24 Millionen Einwohner und Wolkenkratzer, so weit das Auge reicht. Die prächtige Uferpromenade Bund, die Nanjin-Road, die City-Exhibition-Hall sowie das Shanghai-Museum stehen auf unserem Programm. Frisch gestärkt  begeben wir uns nach dem Abendessen auf ein Schiff und bewundern Shanghai bei Nacht: Die erleuchtete Skyline von Pudong wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben.

Tag 3 (28.10.2018)
Nachdem wir in der größten chinesischen Stadt an einer viel befahrenen Schnellstraße aufwachen, erwartet uns ein reichhaltiges Hotelfrühstück. Für viele gewöhnungsbedürftig: Spaghetti in Knoblauchsoße und weiße Hefezöpfchen. Der erste Programmpunkt an diesem Tag ist der Yu-Garten, einer der bekanntesten Parks im Reich der Mitte. Er ist dem ewigen und glücklichen Leben gewidmet.
Die Grundpfeiler des Gartens sind Steine, Wasser und Pflanzen, wie zum Beispiel Magnolien. Sie versinnbildlichen Einfachheit, Formlosigkeit und Wunschlosigkeit. Mitten in einem Teich mit Koi-Karpfen befindet sich das Teehaus mit den typischen, geschwungenen Dächern. Es ist über die Zick-Zack-Treppe erreichbar, die wegen ihrer eckigen Form Geister und Dämonen abweist.
Beim Besuch des alten, französischen Viertels betreten wir im Gegensatz zum Central-District eine andere Welt. Dort hinterließen seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kolonialisten, vor allem Handelsleute, das heute noch spürbare ,,Savoir Vivre’’. Einladende Cafés, stilvolle Lokale zum Wohlfühlen, auf dem zentralen Platz der Brunnen mit bronzenen Figuren, die Glück, Wohlstand und Langlebigkeit verkörpern. Wie wir entdecken, haben in einem Gebäude nebenan zwölf Intellektuelle 1920 die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Sie wollten die Verelendung der Massen lindern.

Tag 4 (29.10.2018)
Der Tag beginnt mit dem Ausblick auf die Hangzhouer Skyline. Nach dem Frühstück heißt es: Gepäck nehmen und ab in den Bus. Unser erstes Ziel ist der ,,West Lake’’, der für seine Schönheit berühmt ist. Die Umgebung wird von den Chinesen auch das ,,Paradies auf Erden’’ genannt. Der See umfasst 6,5 Quadratkilometer und ist maximal fünf Meter tief, trotz allem wirkt er riesengroß. Dank der traditionellen, chinesischen Zickzack-Brücken kann man ihn aus allen erdenklichen Positionen und Winkeln betrachten. In der Mitte des Sees sind drei künstlich angelegte Inseln und hin und wieder lugt eine Pagode von der anderen Seite des Sees zwischen den Bäumen dieser Inseln hervor.
Wir steigen in ein Boot und machen eine Rundfahrt, auf der uns Elsa, unsere Reiseführerin, eine abenteuerliche Sage über die Weiße Schlange erzählt - wir hängen wie gebannt an ihren Lippen.
Danach geht es in ein kleines Teedorf, das bekannt ist für seine Grünteeplantagen: Hier wird Drachenbrunnentee produziert. Auf dem Weg dorthin kann man die Teepflanzen bewundern, die sich, anders als bei unseren Weinbergen, in Reihen von links nach rechts den Berg hinauf erstrecken.
Unser Ziel ist das Haus, in dem die frischen Teeblätter zu Tee verarbeitet werden. Wir werden dort von einer Mitarbeiterin empfangen, die uns zu einer Teeprobe einlädt. Dazu setzen wir uns an einen großen, langen Holztisch und bekommen je ein Glas mit wenigen, getrockneten Teeblättern gereicht. Die Teeblätter werden mit ein wenig Wasser übergossen, das 80°C heiß sein soll. Nach einigen Minuten wird das Glas gefüllt. Wir schwenken es und werden aufgefordert, daran zu riechen. Zu unserem Erstaunen riecht der Tee ein wenig nach Spinat und schmeckt überraschend gut. Mit einem verblüffenden Versuch wird uns deutlich gemacht, dass grüner Tee freie Radikale einfängt und somit gut für die Gesundheit ist.
Zuletzt besuchen wir die ,,Alte Straße’’ von Hangzhou in der ehemaligen Altstadt, wo es außergewöhnliche Snacks und allerlei Krimskrams gibt. Einer dieser Snacks hat die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: An dem Stand gibt es eine Süßigkeit, die wie großer Puffreis aussieht und auch so schmeckt. Diese Puffreisbälle werden in einen Topf mit Trockeneis geworfen und dort einige Sekunden gelassen. Danach werden sie in einem Becher serviert, und wenn man diese isst, steigt der ,,Rauch’’ des Trockeneises aus Mund und Nase. Ein äußerst lustiger Anblick und ein guter Abschluss des Tages.

Tag 5 (30.10.2018)
Heute startet unser Tag um 9.30 Uhr mit der Fahrt zum ,,Asian City Gate’’ in Suzhou, dem ehemaligen Stadttor dieser Stadt. Bei diesem Tor handelt es sich um eines der ältesten chinesischen Stadttore. Dort besichtigen wir einen von vielen traditionellen chinesischen Gärten, welcher zu Ehren des Torbauers Wu Zixu errichtet wurde. Zuerst erblicken wir einen eindrucksvollen siebenstöckigen Pagodenturm.
Des Weiteren können wir die bekannten Zick-Zack-Brücken Chinas sowie eine schöne, grüne Landschaft entdecken. Es wirkt alles ruhig und friedlich. Besonders freuen wir uns über die goldigen Kinder einer chinesischen Grundschulgruppe, die uns fröhlich zuwinken. Nach dem leckeren Abendessen übt unsere Gruppe unter den interessierten Blicken von sehr vielen Chinesen den Line-Dance, den wir für den Abschlussabend in Tianjin vorbereiten. Die Stimmung ist euphorisch und wir üben Lieder wie ,,Auf der Schwäb’schen Eisenbahn’’.
Natürlich darf an diesem Tag auch der Besuch einer Seidenfabrik nicht fehlen, denn Suzhou ist der Geburtsort der Seide, welche eine Geschichte von über 6000 Jahren hat und ein sehr fein gewobenes Produkt ist, das von den feinen Fasern des Maulbeeren-Kokons der Seidenraupe gesponnen wird. Gespannt lernen wir die Arbeitsschritte der Seidenproduktion kennen und können anschließend noch Seidenprodukte im Shop einkaufen.
Als Nächstes unternehmen wir eine Bootsfahrt auf dem Kaiserkanal, welcher Teil des großen Wasserstraßensystems Suzhou ist. Aufgrund dieses Kanals wird Suzhou als das ,,Venedig Chinas’’ bezeichnet.
Uns fällt auf, dass nur alte Häuser vorhanden sind, und wir erfahren, dass Suzhou Weltkulturerbe ist.
Anschließend erkunden wir das Straßenleben Suzhous. Zum Abendessen gehen wir heute zu McDonalds und warten auf den Zug, der uns in 15 Stunden nach Beijing bringen wird. Die ausgelassene Stimmung ist dem Geburtstag von Valentin geschuldigt, der heute 16 Jahre alt wird.

Tag 6 (1.11.2018)
Und erneut heißt es: ,,Früh aufstehen!“. Bereits um acht Uhr morgens steigen alle in den Bus ein und wir fahren durch Peking, den Sommerpalast als Ziel.
Als wir das Areal betreten, ist es überwältigend, wie unsagbar groß die Anlage ist, obwohl sie ohne jegliche Technik angelegt worden ist: Unter anderem erstreckt sich vor uns ein riesiger, bis zu drei Meter tiefer See. Der Kunmingsee ist von Menschenhand erschaffen worden. Um ihn herum stehen Pagoden und Tempelanlagen, in denen die Kaiser früher im Sommer ihre Zeit verbrachten.
Auch Statuen sind immer wieder zu sehen: Drachen und Phönixe, die für die Kaiserinnen und Kaiser stehen, und welche, die die besten Eigenschaften eines Menschen darstellen sollen. Die Fabelwesen haben den Kopf eines Drachen, die Mähne eines Löwen, das Geweih eines Hirsches und die Hufe eines Stieres. Darüber hinaus sieht man häufig in den Fenstern Fledermausmuster. Diese Tiere stehen in China für Glück.
Heute hören wir interessante Geschichten über die Vergangenheit der Anlage und das damalige Leben. Wir erfahren auch, dass dort einer der letzten Kaiser, Gunang Xu, der mit sechs Jahren Herrscher wurde, von seiner Mutter Cix Li eingesperrt und zum Tode verurteilt wurde, während sie die ganze Macht an sich riss. Sie hinterzog auch die Steuergelder, die eigentlich für andere Projekte gedacht waren, und baute sich ein großes, gänzlich aus Marmor bestehendes Schiff.
Nach dem Essen fahren wir mit dem Bus zur ,,Chinesischen Mauer’’ mit dem Namen Ju-Yung-Guang. Dieser Teil der Mauer ist besonders steil und an ihm sind mehrere Häuser als Versorgungsstationen für die Soldaten gebaut worden. Die ,,Chinesische Mauer’’ ist 9000 Kilometer lang und soll vom Mond aus zu sehen sein - was aber nicht stimmt. Außerdem wurde sie zur Kommunikation und zum Transport von Truppen und Lebensmittel durch die Gebirge genutzt. Die ,,Chinesische Mauer’’ entstand größtenteils im 16. Jahrhundert mit Hilfe von zeitweise bis zu 800.000 Zwangsarbeitern. Teile der ,,Großen Mauer’’ wurden ab den 1950er Jahren restauriert, so auch die Teilstücke, die wir besuchen. Dort haben wir zwei Stunden Zeit, um die steilen und um den Berg gewundenen Treppen zu erklimmen. Wir können atemberaubende und fantastische Ausblicke genießen, die sich uns bieten.
Danach gehen wir zum sogenannten ,,Vogelnest’’, dem Nationalstadion Pekings. Es ist 330 Meter lang, 220 Meter breit, 69,2 Meter hoch und bietet 80.000 Sitzplätze. Das außergewöhnliche Projekt wurde von zwei Schweizer Architekten entworfen und sieht wie ein Vogelnest aus. Der Stahl des Vogelnests kam jedoch aus dem etwa 1000 Kilometer entfernten Shanghai. Besonders ist, dass China das erste Land sein wird, das Sommer- und Winterspiele austragen darf.

Wochenenderlebnisse in den Gastfamilien (02.-04.11.2018)

Schüler 1:
Alles beginnt mit einer Autofahrt zu einem nahegelegenen, kleinen Busbahnhof, um den Großvater meines chinesischen Austauschschülers Yannik abzuholen, der mit uns, also Yannik, seinen Eltern und mir, zur Hochzeit fährt. Wer heiratet? - Diese Frage kann Yannik nur andeuten. Augenscheinlich sind die Familienverhältnisse in seiner Familie nur schwer zu durchblicken - besonders für einen Außenstehenden wie mich. Deshalb lassen wir die Frage, wen wir gleich antreffen, vorerst offen und uns überraschen.
Wir erreichen ein großes Restaurant etwas außerhalb von Tianjin in einem Industriegebiet. Als wir durch die große Eingangstür treten, werden wir von einer Wolke aus Zigarettenqualm und chinesischem Essensgeruch empfangen. Ich höre laute Chinese-Pop-Musik und auf einer großen, bunten Bühne steht ein Brautpaar. Erst denke ich, wir seien zu spät, doch schnell wird mir klar, dass dies nicht die Hochzeit ist, zu der wir eingeladen sind - so schön sie auch sein mag.
Wir warten auf andere Verwandte aus Yanniks Familie. Mein Blick wandert auf die riesige Speisekarte, auf der man sich sein Essen aussuchen kann, zu der anderen Hochzeit, den Mann, der die Pekingente anschneidet, und zu Yannik, der etwas benommen dreinblickt. Es ist heiß, es riecht stark nach Rauch und irgendwie unangenehm. Yanniks Angebot, nach draußen zu gehen, nehme ich dankend an. Nach und nach treffen die Hochzeitsgäste ein.
Das Essen beginnt mit leckeren Nudeln - mein persönliches Highlight des Tages. Dazu trinken wir grünen Tee. Während des Essens springt plötzlich meine Gastmutter auf und muss Yanniks Großvater, der sich plötzlich sehr schlecht fühlt, ins Krankenhaus fahren. Bis heute weiß ich nicht, was eigentlich der Grund dafür war.
Als das Essen vorüber ist, tritt ein eigentümlicher Mann an uns heran, der mir von Anfang an unsympathisch war. Nach dreimaligem Nachfragen folgen wir ihm, denn wir wollen die Braut noch vor der Hochzeit sehen. Doch der Weg zur ihr scheint nicht einfach zu sein, denn im anvisierten Kontainer im Industriegebiet sitzen nur fünf Männer und rauchen Zigarette.
Kurz darauf finde ich mich im Auto von Yanniks Tante wieder - Auf diese Weise sollen wir jetzt zur Braut kommen. Und tatsächlich, nach kurzer Autofahrt sitze ich neben der Braut und ein Fotograf schießt Fotos von Yannik, der Braut und mir. Sie trägt ein rotes Kleid mit einem traditionellen, goldenen Muster und eine Krone auf dem Kopf.
Die Situation sieht für mich etwas unübersichtlich aus, selbst Yannik scheint nicht alle Gäste zu kennen. Wartend stehen wir schließlich in der Tür und schauen dem Treiben im Inneren der Wohnung zu.
Wenige Minuten nach der Ankunft meiner Gastmutter folgt der Bräutigam samt Gefolgschaft, welche daraufhin die Braut aus der Wohnung holen will. Die Tür wird aber erst auf mehrmaliges Anklopfen des Bräutigams hin geöffnet, die Braut zeigt sich jedoch nicht. Anscheinend darf sie der Bräutigam vor der Hochzeit nicht sehen.
Die älteren Tanten meines Austauschpartners wollen zwar, dass ich noch bleibe, doch Yanniks Familie und ich fahren schließlich nach Hause. Noch anzufügen ist, dass die Hochzeit später im Restaurant noch fortgeführt wurde und die Braut dazu ein weißes Kleid anhatte.
Diese Hochzeit war bzw. wird wahrscheinlich die ungewöhnlichste meines Lebens sein, auch unter dem Aspekt betrachtet, dass meine Lehrer zuerst dachten, dass ich verheiratet werden sollte.

Schüler 2:
Am Samstag sind meine Familie und ich um 6 Uhr aufgestanden und wir haben das Chinahaus, auch ,,Porzellanhaus’’ genannt, besucht. Danach haben wir eine typische Spezialität, einen Pfannenkuchen mit Ei und etwas Frittiertem als Inhalt, auch pan cake Jian Bin Guo Zi genannt, gegessen. Später sind wir zum Mittagessen in ein Restaurant gegangen. Wir haben kleine, flache Kuchen mit Brokkoli, Pilzen und Rettich gegessen. Nach dem Essen haben wir einen Süßigkeitenladen besucht und weitere Spezialitäten probiert, beispielsweise gab es eine ganze geröstete Süßkartoffel und kandierte Früchte am Stiel darunter.
Danach sind wir in das Haus der Großmutter und der Tante gegangen. Meine Austauschschülerin musste dann zur Englisch-Nachhilfe, ich habe in der Zwischenzeit einen Film angesehen. Am nächsten Tag ist meine Austauschschülerin Ou um 6 Uhr aufgestanden, um zu lernen. Ich habe zwei Stunden länger geschlafen und bin dann erst aufgestanden. Die längste Zeit des Tages hat Ou gelernt. Mittags haben wir Dumplings selber gemacht und danach gegessen. Am Abend haben Ou und ich gegeneinander ,,5er Schach’’, ein traditionelles Spiel, das unserem ,,4 Gewinnt’’ ähnelt, gespielt.

Schüler 3:
Meine Austauschschülerin und ich waren an beiden Tagen mit ihren Freunden und deren Austauschschülern unterwegs.
Am Samstag sind wir zuerst mit der U-Bahn in einen Zoo gefahren, in dem wir einen Panda gesehen haben. Danach haben wir den restlichen Tag in einem Einkaufszentrum verbracht, unter anderem in der Spieleabteilung, wo es viele Glücksspielautomaten gab. Auch am Sonntag waren wir wieder zusammen im Einkaufszentrum. Allerdings gab es dort nicht nur Läden, sondern auch eine Eisfläche und ein Kino, welche wir beide besucht haben. Der Film, den wir uns im Kino angeschaut haben, war auf Englisch. Leider konnte meine Austauschschülerin nicht mit ins Kino gehen, da sie sich auf eine Prüfung vorbereiten musste. Am Abend habe ich mit ihr Deutsch gelernt.

Tag 10 (05.11.2018)

Unsere Partnerschule, die Highschool Nr. 42 inTianjin, die wir an diesem Tag kennenlernen, ist eine sehr große Ganztagesschule mit ca. 4.000 Schülern. Die Schule wurde 1954 gegründet und ist die achtbeste Schule in ganz Tianjin. Sie befindet sich auf der 837 Dagu Südstraße im Heuxi District mitten im Kulturzentrum. 2011 wurde der Umbau der Schule fertig gestellt und nun ist sie ca. 58000 Quadratmeter groß.
Die Schule besteht aus sieben sehr großen Gebäuden mit jeweils ca. sechs oder sieben Stockwerken: einer Turnhalle, einem Schwimmbad, einer Bibliothek, einem Wohnheim, einer Mensa, einem Spielplatz, einem Laborgebäude und dem Lehrgebäude. Sie erhielt viele Ehrentitel wie beispielsweise "Zivilisierte Schule" , "Moralische Modellschule", "Sportschule der traditionellen Eigenheiten" und viele mehr. Die Schulleiterin ist Frau Shen Rong, das Motto der Schule lautet "Wissenschaft und Pragmatik".
Die Highschool Nr. 42 besitzt derzeit drei DSD-Klassen in der 10., 11. und 12. Klasse. Das DSD-Projekt (=Deutsches Sprachdiplom) ist eine Möglichkeit für chinesische Schüler, in deutschen Universitäten zu studieren, und mit entsprechenden Leistungen können sich die Schüler in deutschen Universitäten bewerben.
Durch die Verknüpfung von Tradition und Moderne sollen die rund 3000 Schüler für die Zukunft vorbereitet werden - und laut Schulmotto ihre Träume verwirklichen.

Auf dem großen Campus ist direkt neben dem Haupttor ein kleines Museum eingerichtet, in das wir nach der Begrüßung durch die Schulleiterin Frau Shen geführt werden. Ein gegossenes Wandrelief, Holzbretter und weitere Darstellungen zeigen die Eigenschaften der 300-jährigen chinesischen Geschichte. Dazu zählen das Papier, der Buchdruck, das Schießpulver, der erste Seismograph und weitere Erfindungen, die lange vor den Europäern technisches und wissenschaftliches Denken dokumentieren.
Leitbild auf dem Weg des Fortschritts ist für die Schule vor allem Konfuzius, der als philosophischer Vordenker Ausgeglichenheit und Harmonie als Grundlage allen Lebens vorschreibt. Das spüren wir als Besucher auch an den weiteren Stationen unserer kleinen Schulführung. Bei Frau Wang Chunjü, eigentlich Musiklehrerin, lernen wir die Teezeremonie kennen, die das Reinigen der Kannen und Tassen ebenso vorsieht wie die sparsame Verwendung des grünen Tees, der beim zweiten Aufguss seinen vollen Geschmack entfaltet.
Die Kalligraphie, in die uns Herr Tian Shuren anschließend einweiht, ist die Kunst des schwungvollen Schreibens mit Tusche. Der Auftakt vieler chinesischen Zeichen ist die Gegenbewegung. Wer einen waagrechten Strich auf das saugstarke Papier bringen möchte, muss den Pinsel zunächst ein kleines Stück nach links führen. Der Strich wird danach nach rechts fortgesetzt.
Vor dem Mittagessen in der Schulkantine stehen auch die Besichtigung der naturwissenschaftlichen Lehrsäle sowie ein kleiner Blick in das Lehrerzimmer auf dem Programm. Hier müssen die Lehrer jeden Tag gegen 7.30 Uhr ihren Fingerabdruck abgeben, der von einem Mini-Computer gescannt wird. Die staatliche Kontrolle im Reich der Lüfte registriert natürlich auch die Anwesenheit der Lehrkräfte.
In der Kantine kommt uns vieles schon bekannt vor. Besonders bei den Spaghetti mit Gemüsesoße und dem chinesischen Trink-Joghurt schlagen wir zu. Die süß-säuerliche Mischung des Joghurts erinnert durch den Ausgleich der Gegensätze ein wenig an Konfuzius.
Am Nachmittag steht dann das traditionelle Handwerk im Mittelpunkt. In der Kunststraße haben es uns vor allem die kleinen Jadefiguren angetan. Sie stellen Drachen und andere Phantasiefiguren dar. Beim ortsüblichen Handeln bekommen wir dank unseres europäischen Charmes immerhin einen Rabatt von 10%.
Ein weiterer Abstecher führt uns zu einem kleinen Tianjiner Park, in dem die ehemalige Residenz des letzten Kaisers liegt. Nach seiner erzwungenen Abdankung plante Puyi hier die Gegenrevolution, die jedoch erfolglos blieb. Die Residenz sieht durch den europäischen Baustil für uns so aus wie unsere gesellschaftlichen Gebäude.
Am späten Nachmittag kehren wir schließlich zu unserer Partnerschule zurück. Im Gepäck sind auch viele Leckereien wie Erdnussgutsle, die wir bei einem Zwischenstopp auf dem Tianjiner Naschmarkt eingesackt haben.

Tag 11 (06.11.2018)
Die Große Mauer (Wanli Chang Cheng) hat viele Gesichter - so besuchen wir heute, von Tianjin aus einen noch recht urtümlichen Abschnitt: Bei Huangyaguan schlängelt sich ein landschaftlich herrlich gelegener Mauerabschnitt durch die Wangmaoding-Berge.
Huangyaguan war eine der großen Festungsstädte, die vor allem wegen ihrer bewusst irreführenden Anordnung einige Berühmtheit erlangt hat. Die Stadt mit der Kommandatur als Zentrum war nach dem System der acht Trigramme - Himmel, Wasser, Gebirge, Donner, Wind, Feuer, Erde und Moor - gebaut worden. Über 40 Straßen waren in T-Form oder Winkelform miteinander verbunden und bildeten so ein Labyrinth, aus dem nur Ortskundige wieder herausfanden.
Der Pass lag (und liegt) an einer Stelle, an der zwei Gebirge eine tiefe Schlucht bilden. Bei Sonnenuntergang wird die östliche Felswand angestrahlt und leuchtet so schön, dass dieser Mauerabschnitt den Namen „Goldener Felsenpass“, Huangyaguan, bekam.
Vom letzten Wachturm aus wagen es einige Schüler, die „Himmelsleiter“ hochzusteigen: nach 302 großen und teilweise sehr unregelmäßigen Stufen sehen wir die Große Mauer von oben und staunen über die atemberaubenden Ausblicke.

Tag 12 (07.11.2018)
Heute morgen lernen wir in einer sehr interessanten und unterhaltsamen Stunde die weltweit bekannte chinesische Oper, die Peking-Oper, näher kennen. Dazu werden uns die Unterschiede der westlichen und der Oper des Orients vorgestellt. Während die westliche Oper ihren Ursprung darin hat, die Götter zu amüsieren, besteht die orientalische Oper darin, die anderen zu unterhalten. Bei der Peking-Oper werden Gesang, Tanz und Kunst kombiniert. Dies verdeutlicht uns die chinesische Lehrerin mit Hilfe eines Filmausschnitts der chinesischen Version von ,,Romeo und Julia’’ - wir kennen die Legende bereits vom Westsee in Hangzhou. Es wird verdeutlicht, dass Gefühle durch sehr viel Körpersprache und Bewegungen ausgedrückt werden. Je länger wir uns mit der Peking-Oper beschäftigen, desto mehr werden uns die Unterschiede im Bühnenbild klar. Bei der uns bekannten Opernform werden viele Bühnenrequisiten verwendet, um ein realistisches Bühnenbild zu erschaffen.
Im Gegensatz dazu verzichtet die Oper des Orients auf viele Requisiten und ersetzt sie durch Körpersprache und Bewegungen. Zum Beispiel gibt es weder Treppen noch Tiere auf der Bühne. Beides kann der Opernsänger selbst nur mit Kostüm und Körper darstellen. Um das Opernstück erschließen zu können, benötigen wir somit als Zuschauer mehr Fantasie und Vorstellungsvermögen.
Nach dem theoretischen Teil werden uns noch Opernutensilien gezeigt. Als Werkzeuge dienen eine Peitsche, ein Schwert und traditionelle chinesische Musikinstrumente. Jedes Werkzeug hilft beim Ausdruck dessen, was die Person gerade macht: Durch die Peitsche wird der Schauspieler zum Reiter. Dann betrachten wir die Kostüme, die die Identität der einzelnen Charaktere des Opernstücks deutlich widerspiegeln sollen. Für Mann und Frau gibt es lange Gewänder. Bei Männern reichen diese sogar bis zu den Knöcheln. Beide Geschlechter tragen eine schön dekorierte Kopfbedeckung passend zum Gewand.
Höchst interessant für uns sind die hohen, schwarz und rosa farbenen Absatzschuhe, die jeder Operrnsänger trägt. Wir erfahren, dass man mehrere Jahre üben muss, bis man das Laufen auf diesen Schuhen beherrscht. Für alte, männliche Charaktere gibt es Bärte. Das Besondere der Peking-Oper ist die Gesichtsbemalung - verschiedene Farben symbolisieren unterschiedliche Charaktere.
Am Ende dürfen einige Schüler sogar noch richtige Opernkostüme anprobieren und die pantomimischen Bewegungen erlernen. Die Stunde war für uns alle sehr bereichernd.

An diesem Tag haben wir auch eine Musikstunde, in der uns die Schule die traditionelle Musik näherbringen will. Als wir den Raum betreten, warten schon die freundlich aussehende Musiklehrerin und eine Schülerin am Klavier auf uns. Nachdem wir uns setzen, bekommen wir ein Blatt mit Noten und Text eines chinesischen Volksliedes. Das Lied handelt von einer Molicha-Blüte, die gepflückt wird und dann der Person, die man liebt, gegeben wird. Die Lehrerin singt uns das fröhlich klingende Musikstück vor und wir sind alle sofort begeistert von der Stimme der Lehrerin, da die Tonspanne sehr bemerkenswert ist und sie genauso gut Opernsängerin sein könnte. Auch die fehlerfreie Begleitung der Schülerin überzeugt. Wir sind nicht so begabt wie die Lehrerin, versuchen aber trotzdem, beim Nachsingen unser Bestes zu geben. Man konnte merken, wie wir immer sicherer wurden. Mit viel Spaß versuchten wir, die chinesische Aussprache zu meistern.
Ein wenig später geben wir auch unser typisch schwäbisches Volkslied ,,Auf der schwäb’schen Eisenbahn’’ zum Besten. Die Lehrerin ist sichtlich begeistert und wir verlassen guter Dinge, vom Erfolg beflügelt, das Musikzimmer und sind glücklich darüber, dass wir unseren Horizont erweitern konnten.

Tag 13 (08.11.2018)
In einem Klassenzimmer der chinesischen Schule zu sitzen, ist im ersten Moment gewohnt. Vorne stehen die Tafel und das Pult, die Schüler sitzen an Tischen im Klassenraum, die Blicke auf den Lehrer gerichtet.
Doch trotzdem merkt man schnell, dass vieles anders ist: Alle sitzen an Einzeltischen. Wenn der Lehrer eine Frage stellt, antworten viele gleichzeitig leise, und wenn nur einer der Schüler redet, dann steht er auf.
Auch sitzen in dem Raum (ohne uns Deutsche gerechnet) 43 Schülerinnen und Schüler. Die Situation ist auch deshalb etwas ungewohnt, da man dem Unterricht nicht wirklich folgen kann, da eine fremde Sprache gesprochen wird.
Trotzdem war es eine interessante Erfahrung, dieser Art von Unterricht beizuwohnen.

Das Fußballspiel zwischen den chinesischen und den deutschen Schülern ist für mich als Mädchen eine besondere Erfahrung. Es startet gegen 14:00 Uhr im Stadion der Schule, welches sogar eine eigene Tribüne aufweist. Wir erfahren kurz vor Spielbeginn, dass wir gegen die zwei Schulmannschaften spielen werden und rechnen fest mit einer Niederlage, da wir nur drei Schüler mit Fußballerfahrung haben, was bedeutet, dass außer sechs Jungen noch fünf Mädchen spielen müssen. Die Aufstellung legen wir allerdings erst wenige Minuten vor Anpfiff fest. Dazu kommt, dass es nur 10ºC hat. Da einige verletzt sind, soll ich ohne jegliche Fußballerfahrung mitspielen. Zu Beginn fühle ich mich zwischen den Jungen ziemlich unwohl. Doch nach einigen Minuten auf dem Feld bemerken wir Mädchen, dass die chinesischen Schüler uns anders behandeln als die Jungen, entweder weil sie uns Mädchen unterschätzen oder mehr Respekt vor uns haben, weil es in China sonst keine Mädchen gibt, die Fußball spielen. Das erste deutsche Tor wird sogar von einem Mädchen geschossen. Schlussendlich gewinnen die Chinesen mit 4:3. Am Ende bin ich sehr verwundert und fühle mich ein bisschen geehrt, als die chinesischen Fußballer sich beim Abklatschen vor den Mädchen verbeugen. Ein derartiges Verhalten bin ich persönlich nicht gewohnt. Am Ende sind wir allerdings alle erleichtert, denn das Spiel hat uns mehr Freude bereitet als erwartet, und somit gehen alle glücklich vom Platz.

Sonstiges

Beschreibung eines weiteren Schultags
Wenn man in ein chinesisches Klassenzimmer kommt, fallen sofort drastische Unterschiede zu deutschen Klassenzimmern auf. Auf den ersten Blick sieht man, dass alle Schüler einen Einzeltisch haben und sich so auf den Unterricht konzentrieren können, ohne von ihrem Nebensitzer abgelenkt zu werden. Anders als in Deutschand steht der Lehrer erhöht an einem Rednerpult. Von dort aus kann er die Schüler genau sehen. Sie haben somit keine Chance zu reden, ohne dass er es mitbekommt. Jedoch scheint der Unterricht nicht so streng zu sein und alle Schüler haben Spaß am Lernen und lachen häufig.
Die Lehrer haben ebenfalls Freude am Unterrichten und scheinen nicht, so wie manche Lehrer bei uns, gestresst. Das liegt aber vielleicht daran, dass die chinesischen Lehrer nur ein einziges Fach unterrichten, und das meistens nur elf Stunden in der Woche. Deutsche Lehrer dagegen haben oftmals zwei oder auch drei Fächer zu unterrichten und damit auch viele verschiedene Klassen.
Trotz der Freude am Unterrichten steht natürlich ganz vorne das Lernen und die Disziplin. Somit stehen die Schüler immer auf, wenn sie etwas sagen wollen, Außerdem hängt in jedem Klassenzimmer eine Kamera, die die Schüler bei Prüfungen aufnimmt und somit Täuschungsversuche verhindert. Darüber hinaus fällt in jedem Klassenzimmer die chinesische Flagge auf, die über der bewegbaren Tafel hängt.
Außergewöhnlich, und in deutschen Schulen nicht vorhanden, sind die kleinen, geschickten Fenster in jeder Tür der Schule. So kann jeder Schüler einmal reinspicken, ob er im richtigen Raum ist, ohne den Unterricht zu stören. Besonders praktisch ist, dass das Klassenzimmer nicht gewechselt wird. Es gibt ein Klassenzimmer für alle Fächer und man muss nicht nach jeder Stunde ‚umziehen‘. Trotz der kleinen Umstellungen in der chinesischen Schule gefällt uns der Unterricht sehr und wir haben viel Spaß.

Der Schultag eines chinesischen Schülers
Der Schultag eines chinesischen Schülers unterscheidet sich gänzlich von dem eines deutschen Schülers. So frühstücken sie zum Beispiel nur selten zu Hause, sondern gehen zu McDonalds oder KFC.
Die Schule beginnt morgens um 7:40 Uhr.  Nach den ersten zwei Stunden, die jeweils 45 Minuten dauern und keine Doppeltstunden sind - also zwei unterschiedliche Fächer beinhalten -, gehen alle auf den schuleigenen Sportplatz zum Morgensport.  Da wir zum Winteranfang in China sind, haben wir keinen "Morgensport" gesehen, weil die chinesischen Schüler im Winter nur joggen. Am Anfang des Winters muss dies geübt werden, weil Tausende von Schülern sich klassenweise auf der Tartanbahn aufstellen. Mich beeindruckt die Disziplin der Chinesen - selbst die  jüngeren Schüler können sich in Reih' und Glied aufstellen. Normalerweise würden sie jetzt beginnen zu joggen. Danach gehen sie wieder in die Klassenräume und haben nochmals zwei Stunden Unterricht. Damit ist der Vormittagsunterricht beendet.
In der Mittagspause essen sie in der Schulkantine und spielen Basketball, Fußball und unterhalten sich mit anderen Aktivitäten. Die chinesischen Schüler dürfen während dieser Zeit das Schulgelände auch verlassen. Nachmittags haben sie dann noch einmal fünf Stunden á 45 Minuten Unterricht mit jeweils zehn Minuten Pause. In der 10. Klasse haben sie bis 18.00 Uhr Schule. Die chinesischen Schüler haben, und das ist der größte Unterschied, jeden Tag Mittagsschule.
Danach gehen sie nach Hause. Für uns wäre der Tag damit vorbei und wir würden unseren Hobbys nachgehen. Die chinesischen Schüler müssen aber noch mehrere Stunden Hausaufgaben machen. Die meisten gehen erst gegen 24:00 Uhr ins Bett.
Meiner Meinung dauert der Unterricht in China viel zu lange, was die Aufnahmefähigkeit und die Effektivität des Lernens deutlich verringert. Es wird nicht nur von schulischer Seite aus, sondern auch von den Eltern zu viel Druck auf die Schüler aufgeübt.

Zwiespaltigkeit Chinas
Wenn man an China denkt, denkt man oft an ein technisch unheimlich fortschrittliches Land im ,,Osten der Welt’’. Mir sind jedoch manchmal Dinge aufgefallen, die mich sehr überrascht haben. Wenn man mit den oben genannten Gedanken nach China reist und bei der Ankunft bemerkt, dass es kein Papier oder Ähnliches auf den Toiletten gibt (meist auch in den Familien nicht, nur auf Nachfrage), dann überlegt man sich, ob das Land tatsächlich so fortschrittlich ist, ein zweites Mal. Der Fortschritt in China ist nicht von der Hand zu weisen, aber beim unserem Aufenthalt fallen Dinge auf, die verbesserungswürdig sind oder in einer Weise auch in der Zeit ,,zurückgeblieben’’ erscheinen. Als Beispiel möchte ich McDonalds nehmen, denn mein chinesischer Austauschschüler wollte mit mir dort frühstücken. Als wir in der oberen Etage uns hinsetzen wollen, vernehme ich einen strengen Geruch und sehe lauter Obdachlose, die anscheinend die Nacht hier verbracht haben. Warum dürfen diese Leute die Nacht hier verbringen und warum haben sie keinen besseren Platz zum Schlafen? Vielleicht ist der Ladenbesitzer sozial engagiert? Doch kommt man aus der Fastfoodkette heraus, fahren höchstmoderne Elektro-Roller oder Elektro-Autos hin und her.
Es sind zwei verschiedene Welten an einer Straßenecke. Als Schlusssatz zu diesem Thema möchte ich nur noch sagen: Trotz der erkennbaren Widersprüche, die China vorweist, ist dieses Land eines der modernsten Länder, wenn nicht das modernste Land.