Thematische Einführung in den Projekttag
"Ohne Angst verschieden sein können" (Theodor W. Adorno)
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern!
Es ist ein Albtraum für jeden von uns: Ausgegrenzt werden, ignoriert werden, nicht dazugehören zu dürfen. Und dies nur, weil man anders ist oder zu jemand anderem gemacht wird. Wir am Mögy, Du und ich, wir wollen nicht zulassen, dass das an unserer Schule geschieht! Niemand darf mit Angst unsere Schule betreten müssen! Im Gegenteil: Wir verstehen uns als integrative Gemeinschaft, in der alle respektiert und akzeptiert werden und Schwächere aktiv von allen geschützt werden. Im Leitbild unserer Schule, dessen Werte wir alle teilen, wird dies wunderbar auf den Punkt gebracht: „Wir üben Toleranz auch gegenüber denen, die anders sind und anders denken. Sensibilität gegenüber Ausgrenzungen im Kleinen und im Großen bestimmt unser erzieherisches Handeln. Gegen Mobbing und Verletzung der Menschenwürde schreiten wir ein.“
Dies sind nicht nur leere Worte. Vor allem unsere Schülerschaft füllt diese wichtigen Begriffe immer wieder mit Leben. Die SMV des MöGy beteiligt sich beispielsweise schon seit Jahren bei dem Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Ziel ist, dass Schüler das Klima an ihrer Schule aktiv mitgestalten, in dem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Jedes Schuljahr organisiert die Schülerschaft des MöGy eine große Aktion zum Thema Diskriminierung. Dieses Jahr den ganztägigen Projekttag gegen Ausgrenzung unter dem Motto „Du und ich sind wir!“
Inspiriert wurden unsere Schüler für den Aktionstag in diesem Schuljahr von dem bewegenden Besuch Inge Auerbachers zum Ende des letzten Schuljahres. Sie ist das einzige jüdische Kind in ganz Württemberg, welches die Deportationen der Nationalsozialisten überlebte. Ihre Erinnerungen schrieb sie unter dem Titel „Ich bin ein Stern“ nieder. Sie handeln von ihrer Kindheit in Jebenhausen, an die sie trotz der Diskriminierung und der grausamen Verfolgung, der fast ihre gesamte Familie zum Opfer fiel, „einige ihrer glücklichsten Kindheitserinnerungen“ knüpft. Ihr Schicksal, wesentlich verbunden mit unserer Region, verdeutlicht uns die Wichtigkeit, Ausgrenzungen aller Art entgegenzutreten und sich immer und überall für die Menschenwürde einzusetzen.
Als „Schule mit Courage“ beschlossen wir einen Projekttag gegen Ausgrenzung ins Leben zu rufen. In vielfacher Art und Weise wird sich die gesamte Schulgemeinschaft am Dienstag, den 19. November in klassenübergreifenden Projekten mit dem Thema befassen. Ein ganz wesentlicher Teil der Projekte befasst sich ausgehend von Inge Auerbachers Besuch mit den heutigen Ausformungen faschistischen und rassistischen Denkens. Gerade als „Schule ohne Rassismus“ fühlen wir uns verpflichtet, inhumanem Denken nicht nur an unserer Schule, sondern auch in unserem ganzen Lebensumfeld entgegenzuwirken. Denn seinen Ursprung hat rechtsextremes Denken in der Ausgrenzung von Menschen. Aber diese bezieht sich nicht nur auf Hautfarbe, Herkunft und Religion, das Phänomen Ausgrenzung ist ungleich weiter zu fassen. Aus diesem Grund rücken am Projekttag auch Ausgrenzungsmuster in den Fokus, die unseren Alltag in Schule, Beruf und Gesellschaft leider ständig begleiten, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind. Wenn es uns gelingt, Sensibilität zu wecken für die Ausgrenzungen im Kleinen und Großen, ist viel erreicht. Entsteht aus dieser Sensibilität ein Miteinander sind wir einen kleinen Schritt weiter auf dem Weg in eine humane Gesellschaft: Denn nichts steht den Mechanismen der Aussonderung so wirksam gegenüber wie die Entdeckung der Gemeinsamkeit, die Integration aller: Du und ich sind wir!
Arnold