„Soldaten im
Park"
Das Projekt zum Kriegerdenkmal in den
Mörikeanlagen erwies sich als überraschend aktuell. In der Nacht
zuvor hatten anonyme Schmierer die Namenstafeln der Gefallenen mit
brauner und weißer, das Denkmal selbst mit roter Farbe beschmiert.
An einer Tafel wurden die Opfer des Ersten Weltkriegs als Täter
denunziert.
Unser einleitender Rundgang führte über den alten
Friedhof an der Oberhofenkirche vorbei zu einigen Gräbern mit ihrem
Schmuck und ihren Grabsteinen.
Die Inschriften vermitteln einen Eindruck ehemaliger
Friedhofskultur. Über manche stolze Berufs- und
Standesbezeichnungen wunderten sich die Schüler.
Im tiefer liegenden östlichen Teil der Anlage besuchten und
besprachen wir kurz die drei Kunstwerke dort, um uns dann intensiv
mit dem Kriegerdenkmal zu beschäftigen.
An eine eingehende Beschreibung der Figuren vor Ort, schloss sich die Geschichte dieser Plastik an. Wenige Jahre nach der Machtergreifung brachten es die Göppinger Nationalsozialisten zu einem Austausch des Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die ursprüngliche Figurengruppe, eine Pietà, eine trauernde Mutter mit ihrem toten Sohn, wurde durch zwei waffentragende Soldaten ersetzt. Deutlicher kann man die neue Sicht auf den Krieg kaum zum Ausdruck bringen. Statt der wehklagenden Frau, die an die Folgen des Krieges, an Verlust, Leid und Tod erinnert, nun zwei aufrechte Helden, die opferbereit dem Sieg entgegen schreiten. Das neue nationalsozialistische Empfinden ersetzte die "weinerliche Wehleidigkeit" durch den entschlossenen Gang dem "Endsieg entgegen": und sei es über Leichen.
Dass dieses Kapitel deutscher Geschichte
keineswegs abgeschlossen ist, war an diesem Morgen eindrücklich zu
besichtigen.
F.K.