Endlich war es so weit. So früh am Nachmittag so festlich gekleidet - viele Bahnkunden warfen erstaunte Blicke auf unsere bunte Gruppe. In Stuttgart blieb uns noch viel Zeit den schönen Frühlingstag zu nützen. Dann war es so weit. Noch letzte Anweisungen und Platz finden. Dunkelheit!
Die schon vertraute Ouverture weckt die damit verknüpften Vorstellungen vom Gral. Dann öffnet sich der Vorhang und der stete Fluß der Musik Richard Wagners nimmt uns mit durch die Handlung der Oper. Es gibt Zoff in Brabant und Heinrich I. soll die Sache klären. Alle wichtigen Personen treten auf: Elsa, Telramund, Ortrud und schließlich von seinem Leitmotiv wirkungsvoll angekündigt: Lohengrin.
Das Volk als kommentierende, fordernde oder fragende Begleiter in Form des fabelhaften Chores der Staatsoper nahm oft unsere Haltung als mitfühlende Zuschauer ein. Das Regiekonzept setzte auf die in der Musik bestens ausgeführte Dramatik und verzichtete bewußt auf Klamauk und Action.
Die Beschränkung auf die Darstellung von Ritualen wie in der Gerichtsverhandlung oder beim Kirchgang und gleichzeitig die feine Zuspitzung der jeweiligen Konfliktsituation durch überzeugende Personen- und Lichtührung überzeugte uns.
Der eingeblendete Text zusammen mit der auf Schaueffekte verzichtenden Regie lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die Dialoge und die damit verbundene Zuspitzung der Konflikte.
Gerne hätten wir Elsa davon abgehalten diese vermaledeite Frage zu stellen und alles wäre gut ausgegangen, aber wir wären auch um diesen fulminanten Schluß gebracht worden, der wie ein reinigendes Gewitter über Brabant niedergeht.
Lange haben wir danach noch auf der Rückfahrt über den Kern der Oper diskutiert. Gibt es für uns Menschen keine Erlösung? Vertrauen und Zweifel werden immer im Widerstreit sein
In den Pausen blieb reichlich Zeit für Gespräche, kleine Snacks, flanieren oder einen Blick von oben auf den herrlichen Schloßpark.
Unsere Elsa, die wir befragen durften, die wiedererkannten Musikteile, die selbst gespielten Szenenteile und die insgesamt umfassende Vorbereitung durch Frau Gessat und Frau Krause haben uns diese Oper nahe gebracht.
Bei einer Reise sind nicht die anderen Orte wichtig, sondern die anderen Zustände der eigenen Seele, sagt der Schriftsteller Werner Bergengruen.
Daß Oper solch eine Reise sein kann, haben wir gemeinsam erfahren.
G. H.