„Wer war schon einmal in der Oper?“ Nach angestrengtem Nachdenken melden sich vier von zwanzig Schülerinnen und Schülern eines Musikkurses. Für die Musiktheaterpädagogin Frau Ursula Gessat, die Musiklehrerin Frau Krause und für mich keine große Überraschung.
Das wird sicher anders werden. Mit Frau Gessat zusammen suchen wir nach einer Aufwärmphase gemeinsam nach Möglichkeiten für weiche und starke, kraftvolle Bewegungen. Kein günstiger Moment Fotos zu machen. Deshalb bin ich eigentlich gekommen. Jetzt sollen solche Bewegungen die Ouverture begleiten. Mit geschlossenen Augen hören und fühlen wir etwas herbeischweben und seine Kraft entfalten. Wir beschreiben unsere Wahrnehmungen. Überraschend klare und zutreffende Aussagen über das Gehörte werden geäußert.
Worum geht es eigentlich in der Oper? Das erfahren wir spielerisch. Wir sind nämlich die Akteure. Ich bin zusammen mit drei anderen König Heinrich I. Gemeinsam stellen wir uns in Pose gemäß unserer Rolle und beantworten neugierige Fragen von den Lohengrins, Elsas, Ortruden und Telramunds, die von den anderen dargestellt werden.
Wir ahnen eine böse Geschichte. Die böse Ortrud hat nämlich Elsas Bruder verzaubert. Diese wird angeklagt ihn um die Ecke gebracht zu haben. Zu ihrer Verteidigung taucht dann dieser Lohengrin auf …
Aber es geht auch um die Musik. Jede Gruppe komponiert ein eigenes Leitmotiv. Instrumente waren mitgebracht worden. Bei uns wird das so eine Art Fanfare. Die anderen entwickeln subtile ausdrucksstarke Klangbilder von höllisch durchtrieben bis wehmütig sehnsüchtig.
Unsere Leitmotive werden präsentiert. Wer kein Instrument spielt, posiert.
Und dann kam der Knüller. Wir hörten die Original-Leitmotive komponiert von einem gewissen Richard Wagner. Die jeweilige Gruppe musste aufstehen wenn sie sich angesprochen fühlte. Und das klappte fehlerlos. Dieser Wagner hatte für mein Leitmotiv übrigens auch so was fanfarenmäßiges gemacht. Hätte er die anderen Leitmotive damals hören können würde sich die Oper heute vielleicht anders anhören.
Als König Heinrich I. ging ich nach Hause.
Als nächstes fahren wir zur Staatsoper Stuttgart und sehen uns an wie eine Operninszenierung entsteht. Falls die nen König Heinrich I. brauchen …
Fotos habe ich dann doch gemacht
G. H.