Diese Frage stellt sich mir, als ich in den Musiksaal der alten Musikschule in Stuttgart trete. Frau Krauses Gruppe lernt gehen: langsam und gemessen, schnell, hektisch. Dies ist ein Workshop zur Oper "Orpheus und Eurydike" von Gluck. In Stuttgart als Kooperation mit dem Ballett zusammengespannt. Es geht also auch um Bewgung, nicht nur um die Musik. In immer genaueren Regieanweisungen entstehen neue Bewgungsmuster der Gruppe. Es wird gefleht, abgewiesen, getrauert, bestimmt. Paare lösen gegenseitig tänzerische Schrittfolgen aus. Dazwischen wird gesungen. Musik und Text verknüpfen sich mit Tanz. Leitmotive krallen sich fest; wir erkennen sie in der Aufführung wieder. Was passiert eigentlich in der Oper?
Wir verwandeln uns in Furien - verweigern Orpheus den Zutritt. Er bleibt standhaft, letztlich aber doch nicht. Ein Versagen oder ein Triumph seiner Liebe? Verwegenheit bleibt. In der Aufführung treiben Ballett und Chor die Handlung vorwärts. Eine Frau ist gestorben, Ihr liebender Mann will sie zurückgewinnen. Er erhält seine Chance - warum? Am Ende beginnt die Geschichte auf der Bühne von vorn. Wiederkehrendes Schicksal.
Gut gelaunt streben wir zum Bahnhof. Es gibt viel zu besprechen. Wir haben eine große Oper gesehen. Wir haben sehr viel verstanden und unsere "Auftritte" wieder erkannt. Es bleiben noch Fragen. Sie werden in einer Abschlussbesprechung gestellt und wenn möglich beantortet. Oper ist herrlich!
G. H.