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Schüler, Picasso und die Literatur

Ehrfurchtsvoll blicken die kleinen Gesichter auf die Bilderreihe vor ihnen. So nah standen die meisten von ihnen noch nie vor einem Werk von Picasso. Vorsichtig nähern sie sich den Grafiken, bestaunen deren Mischung aus filigranen Linien und markanten Formen. Zum Auftakt des zweiten Schulhalbjahres haben die fünften Klassen des Mörike-Gymnasiums die Ausstellung „Picasso und die Literatur“ in der Kunsthalle Göppingen besucht. In einer kleinen Führung mit anschließenden Workshops konnten die Schülerinnen und Schüler ausgewählte Grafiken des weltberühmten Künstlers bestaunen und selbst künstlerische Verfahren erproben.

Raus aus dem Klassenzimmer, rein ins echte Museum. Elena Auder, Kunstlehrerin am Mörike-Gymnasium, hat ihre fünften Klassen für ein paar Stunden in die Kunsthalle entführt, wo zurzeit originale Buchillustrationen von Pablo Picasso (1881-1973) die Wände zieren. Sarah-Jamila Groiß, die Leiterin der Kunstvermittlung, erzählte den aufmerksamen Zuhörern auf einfühlsame Art, welche Geschichten sich hinter den Bilderzyklen verstecken. Unter anderem anhand der Illustrationen zu Prosper Mérimées Novelle „Carmen“ erfuhren die Fünftklässler, wie Picasso seine eigene künstlerische Interpretation des Werkes geschaffen und welche Techniken er dabei verwendet hatte. Besonders angetan waren sie von den Fotografiken, welche Landschaftsbilder mit schablonenartigen Schatten zeigen.

In den darauffolgenden Workshops durften die jungen Besucher selbst künstlerisch tätig werden. Frau Groiß zeigte ihnen, wie sie mit einfachen Mitteln farbige Druckgrafiken, sogenannte Monotypien, herstellen konnten, von denen jede ein Unikat ist. „Die Art und Weise, wie ihr hier die Farben auftragt, könnt ihr niemals genauso wiederholen. Das macht jeden Druck einzigartig“, erklärte Groiß. Mit voller Konzentration machten sich die kleinen Künstler ans Werk und entwarfen ausdrucksvolle Masken und Figuren, deren helle Umrisse sich später auf ihren farbigen Drucken wiederfanden. „Ich möchte auch einen Künstlernamen“, hörte man eine helle Stimme und die anderen Kinder stimmten mit ein. Als sie der nächste Workshop in die Dunkelkammer führte, wo die Kinder eigene Fotografiken herstellen durften, waren bereits mehrere Vorschläge vorhanden.

Am Ende des Besuchs zeigte sich Elena Auder sehr zufrieden. „Wir möchten den Schülern ermöglichen, Kunst von Nahem und mit allen Sinnen zu erleben“, erklärte die Kunstlehrerin und ergänzte: „Hier erhalten sie eine ganz besondere Form der Inspiration“. Als eine von zehn Kulturschulen des Landes Baden-Württemberg hat sich das Mörike-Gymnasium zum Auftrag gemacht, künstlerisches Schaffen aus den vier Wänden des Klassenzimmers herauszulösen und neue Formen der Kunstvermittlung zu etablieren. Ziel ist es unter anderem, Schülerinnen und Schülern einen lebendigen und authentischen Zugang zu kultureller Bildung zu ermöglichen und ihnen individuelle Ausdrucksmöglichkeiten an die Hand zu geben. Die Kooperation mit der Kunsthalle besteht seit mehr als zwei Jahren.